Christine Camenisch | Johannes Vetsch
Chaverna 2020
4-Kanal Videoinstallation mit Ton
Wasser ist das Lebenselixier schlechthin. Es ist Sinnbild für Reinheit und unberührte Natur, für den Garten Eden. Überlebenswichtig einerseits, von bedrohlicher Kraft anderseits, voll klarer Schönheit, in all seinen Aggregatzuständen, flüssig, fest, flüchtig und mit einzigartigem, oft paradoxem Verhalten. Am Wasser haben sich immer auch Menschen niedergelassen, Siedlungen gebaut, sich das Wasser nutzbar gemacht und die Unberührtheit der Natur dabei zerstört, soweit, dass die Natur heute wieder geschützt werden muss. «Chaverna», Kaverne, Hohlraum unter der Erde, Gestein von Wasser abgelagert und wieder von eindringendem Wasser gelöst und herausgespült - oder Eingriffe in die Natur, von Menschen, unter Tage herausgebrochen und genutzt. Die monotone Drehung eines Wasserrades verstärkt die gegenläufige Bewegung des von den bemoosten Schaufeln heruntertriefenden Wassers. Es bilden sich immer neue Rinnsale, die sich, der Schwerkraft folgend, in Perlenketten auflösen, sich langsam in einen hypnotischen Fluss verwandeln, um aus dem Raum wieder zu verschwinden.Die Arbeit ist in Zeitlupe aufgenommen. Einzelne filigrane Bewegungen werden erlebbar und zeigen eine weitere Facette der Schönheit des Wassers.
Am kleinen Fluss 2020
1-Kanal-Videoinstallation ohne Ton
Auch die Arbeit «Am kleinen Fluss» hat das Wasser zum Thema. «Am kleinen Fluss» fliesst, sprudelt, rauscht und strömt das Wasser über das in Sand gebettete Geschiebe. Das silbern unterkühlte Licht der Projektion wird zur Vollmondnacht. Ein Hauch Farbe durch die Steine des Bodens und das Licht vom angrenzenden Raum, das herüber scheint, geben dem Bild eine gewisse Natürlichkeit zurück. Die Arbeit ist in Zeitlupe aufgenommen. Einzelne filigrane Bewegungen werden erlebbar und zeigen eine weitere Facette der Schönheit des Wassers.
Christine Camenisch und Johannes Vetsch leben und arbeiten in Basel.
www.christinecamenisch.ch
Nicole Dunn
Lebensstudien 1990-2020
In den Werken von Nicole Dunn wird das Ausgangsmaterial entmaterialisiert und zu einem Symbol gemacht, so dass man zuweilen von Devotionalien sprechen könnte, zum Lob des Lebens, der Liebe und des Todes. Im Zentrum der Installation «Lebensstudien 1990-2020 steht die winkende Frau, eine Miniaturfigur aus Draht und Seidenpapier, mit Aquarellfarbe bemalt. Sie steht auf dem Holzstück wie in einer Landschaft, winzig , im weiten Raum eingebettet. Nimmt sie Abschied? Winkt sie die Tiere , die Männer zu sich? Das Einhorn, die weissen Hasen, den blauen Elefanten., die Dattelfamilie? Auf dem Waldboden sind Rosenkugeln verstreut. Dazwischen liegen die Porträts von der Dame und der bekannte Affenkopf auf Seidenpapier. Eine Skulptur, aufgebaut aus Bienenwachs und unzähligen Rosenschichten, mit Blattgold zum Leuchten gebracht.
Vera Malamud
Mit den Tieren 2020
Wandtafeln, Kreide, Holzkohle
Tiere zeichne ich gerne, weil ich so mit ihnen in Verbindung treten kann. Ich versuche ihr Sein, ihr Wesen zu begreifen und nehme an ihrer Verbundenheit mit dem Leben teil, dem Natürlichen, dem Lebendigsein. Die Namen der Tiere, die im Pferdestall angebunden standen, wurden traditionellerweise auf Schiefertafeln geschrieben. Die Vorstellung, wie sie dort lebten, hat mich nach Zitaten zum Umgang mit Tieren suchen lassen. Ich habe sie ebenfalls auf schwarze Tafeln notiert. Dazwischen sind meine Skizzen der Pferde, wie sie hier hätten ruhen können oder – was ihnen kaum je vergönnt war – wie sie sich frei bewegen.
„Alle Geheimnisse handeln davon, dass Tiere Vermittler zwischen dem Menschen und seinem Ursprung sind.“ (John Berger)
Vera Malamud lebt und arbeitet in Sta. Maria Val Müstair.
http://www.veramalamud.ch
Pascal Lampert
StRom 2020
Laserkopien auf Recyclingpapier, OSB-Platten, LED-Scheinwerfer
Ende Oktober 2019 stiess ich auf einem Spaziergang entlang dem Rombach (dem Talbach der Val Müstair) auf italienischer Seite zufällig auf massive Rodungsarbeiten entlang dem Bachbett. Ich wusste, dass die Nutzung des Rombachs zwecks Stromgewinnung auf der italienischen Seite in einer demokratischen Abstimmung mit einer Mehrheit von knappen achtzehn Stimmen beschlossene Sache war. Nach der Entdeckung des Baubeginns des Wasserkraftwerkes am Rambach oder Rio Ram, wie er auf der italienischen Seite heisst, begann ich spontan mit der fotografischen Dokumentation dieses Eingriffs in die grösstenteils unberührte Natur.
Pascal Lampert lebt und arbeitet in Sta. Maria Val Müstair.
https://pascallampert.kleio.com/filter/work
Johanna Bossart
«Robi tanzt»
Video 03.41 min.
Musik: Claude Meier 2020
In Santa Maria steht, wie an vielen anderen Orten in der Schweiz auch, ein Robidog. Er stört das Bild der idyllischen und malerischen Landschaft – und entwickelt im Video doch eine ganze eigene Poesie. Die roten Plastiksäckchen wehen im Wind, melancholisch, verträumt, dem Augenblick verhaftet. Dem gegenüber steht die Funktionalität des Robidog als Zeichen einer sauberen Schweiz und Mahnung, alarmgrün, unübersehbarer Hinweis an hundeausführende Spaziergänger*innen. Der winkende, tanzende Robidog hat auch etwas Humorvolles, Leichtes und widersteht damit der reinen Funktionalität. Verstärkt wird die Leichtigkeit im Video durch eine Musik, welche die Bewegungen und den Tanz aufnimmt. Der Robidog erhält eine Aufmerksamkeit, die er im Alltag sonst nicht erfährt, und es scheint fast, als führe er den Tanz extra für die Betrachter*innen des Videos auf.
Johanna Bossart lebt und arbeitet in Zürich.
https://www.johannabossart.ch
Pascal Lampert
SONCH ANTÖNI 2021
3 Kanal HD-Video
In der Arbeit MikrokosmosVM untersucht Pascal Lampert die Bildwelt der Val Müstair in einer an den Pointilismus erinnernder Manier. Lampert verwischt die Grenzen zwischen Malerei und Fotografie mittels Drucker und Mikroskop.Die neue Videoarbeit Sonch Antöni 2021 zeigt die Ausgrabung der Kapelle Sonch Antöni in Sta. Maria von 2015. Unter Verwendung von Fotografien aus dem Archiv des archäologischen Dienstes Graubünden, welche während 38 Tagen gemacht wurden, dokumentiert Lampert das Geschehen der Ausgrabung.
Pascal Lampert lebt und arbeitet in Sta. Maria Val Müstair.
www.kuenstlerarchiv.ch/pascallampert
Theres Liechti
SUPERWOMAN 2017
Stop Motion Animation
Die Stop Motion Animation «Superwoman» zeigt eine weibliche Figur in der Pose des berühmten Superman – mit ausgestreckten Armen – über Berggipfel fliegen. Während der Comic-Held im Kampf gegen die Schurken dieser Welt hoch über Skylines US-amerikanischer Metropolen fliegt, segelt Superwoman gegen Hindernisse an. Da sieht man einen steten Gegenverkehr in Form von niedlichen Zierkissen oder Deckeli heranschwirren. Alles Accessoires einer Sphäre, in der die Gesellschaft Frauen auch heute noch gerne sieht: Im trauten Heim, am Herd, im Schoss der Familie. Superwoman hat Superkräfte mobilisiert, um aus der beengenden Sphäre weiblicher Existenz in die Freiheit zu fliegen. Dazu passt, dass der Blick auf Landschaft und Figur durch ein Fenster geht, vor dem eine Kurzgardine hängt. Offensichtlich schweift der Blick aus einem Innenraum hinaus ins Freie, zu Himmel, Landschaft und Gebirge. Die bieder gemusterte Gardine suggeriert häusliche Geborgenheit, die aber in ein Gefühl der Beengung kippt. Superwoman hat sich entschieden, selbst perfide Hindernisse in der Luft können sie nicht aufhalten. Die Frage, wohin ihr Ausbruch führt, wird in der Arbeit bewusst nicht beantwortet. Höhenflug oder Absturz nach Kollision? In Freiheit ist immer fast alles möglich.
SCHAUEN 2020
Videoprojektion
Zwischen Keller und Küche sitzt eine Minihündin in übergrosser Projektion. Hunde kommunizieren mit ihren eigenen Ausdrucksmitteln. Hin und her kippt das Köpfchen. Theres Liechti regt mit ihrem Video «Schauen» zu Fragen nach Würde und Respekt, Abhängigkeit und Inbesitznahme an. Ist die Hündin Wachhund, Kuscheltier, beste Freundin oder nur ein weiteres Schmuckstück im bäuerlichen Interieur?
Theres Liechti lebt und arbeitet in Winterthur.
www.theresliechti.ch
Dominik Zehnder
„Restschneemann“ 2019
weisser Betonguss
Gletscher schmelzen, Polkappen schmelzen, Schneemänner schmelzen. Allmählich zerfliessend, lösen sich jedes Jahr grosse weisse Volumina, welche die Landschaft während der kalten Jahreszeit geprägt haben, in Nichts auf. Eine kleine Erinnerung an die weisse, geformte Landschaft bleibt als Restschneemann im Schatten des Stalls zurück.
Dominik Zehnder lebt und arbeitet in Cazis.
https://dominikzehnder.ch