Marianne Engel

 

Kaltes Licht und die Wesenhaftigkeit der Dinge (2020)

Diverse Materialien: Holz, Stein, organisches Material, Epoxydharz, Silikon, Nachleuchtpigmente

Ausgangspunkt für Marianne Engels Intervention im fünfhundertjährigen Gewölbe des Hauses an der Plaz d’Ora 17, Santa Maria, sind übersinnliche Geschichten, die man sich in der Gegend erzählt. Oft handeln sie von Geistererscheinungen, von flüchtigen Lichtwesen, die nicht jeder sieht. Viele dieser Erscheinungen werden mit dem Tod in Verbindung gebracht. Der Wandel, die Endlichkeit des Lebens, aber auch die Anwesenheit von etwas Ewigem sind hier allgegenwärtig.

Im ebenfalls fünfhundertjährigen Wandschrank befindet sich ein Sammelsurium von gefertigten wie gefundenen Dingen: leuchtende Pilze, Käfer, Schnecken, Würmer und Fledermäuse, Steine mit Gesichtern oder solche, die wie Tierschädel aussehen, hat man den Blick dafür. Flechten muten an wie das Haar ansonsten unsichtbarer Geschöpfe, und die Tiermumien, die in den diversen Kellern und Ställen des Anwesens gefunden wurden, haben in ihrer Erstarrtheit eine schaurige Präsenz.

Vielleicht mögen die Besucherinnen und Besucher der Sammlung auch eigene Fundstücke beifügen. Und vielleicht mag sich jemand an die Feuerstelle setzen und eine Geschichte erzählen.

Sickert ein Leuchten in dieses alte Gewölbe? Nimmt es Besitz von gewissen Dingen und verleiht ihnen – zumindest in absoluter Dunkelheit – den Charakter eines Hologramms? Wer sich die Zeit nimmt, bis das Licht ausgeht (das geschieht in diesem Raum alle Viertelstunde) und zu warten, bis die sich Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, entdeckt den magischen Schimmer, der von einigen Objekten und Stellen im Raum ausgeht.

 

Marianne Engel lebt und arbeitet in Hettenschwil.

http://www.marengel.ch